11. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Fast 100 Wildbienenarten in Europa zusätzlich bedroht

Weniger Bienen, weniger Schmetterlinge und Alarm von der Weltnaturschutzunion: Wie Pestizide und Lebensraumverlust unsere Bestäuber in Gefahr bringen.

Zehn Prozent der Wildbienen sind in Europa bedroht (Archivbild)

In Europa sind immer mehr Wildbienenarten gefährdet. Auf der europäischen Roten Liste der bedrohten Arten sind fast 100 Wildbienenarten neu als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht eingestuft worden, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Rande ihres Kongresses in Abu Dhabi berichtet. 

2014 waren es 77, heute sind es 172. Damit wurden rund zehn Prozent der untersuchten Wildbienen einer der drei beschriebenen Kategorien zugeordnet. Insgesamt gibt es laut IUCN 2159 bekannte Wildbienenarten in Europa. 1928 seien nun untersucht worden. 

Bei den Schmetterlingen sei die Zahl der gefährdeten, stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten in Europa innerhalb eines Jahrzehnts um 76 Prozent gestiegen. Insgesamt sind nun 65 der 442 untersuchten Arten in den entsprechenden Kategorien auf der Roten Liste. Der Madeira-Weißling (Pieris wollastoni), der nur auf der gleichnamigen portugiesischen Insel vorkam und seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet wurde, gilt nun offiziell als ausgestorben. 

Ohne Bestäuber kein Obst und Gemüse

Die IUCN ist alarmiert, weil Bestäuber lebenswichtig sind für Gesundheit, Ernährungssysteme und Wirtschaft, in dem sie für Obst und Gemüse sorgen. Vier von fünf Kulturpflanzen und Wildblumenarten in Europa seien auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Größtes Problem für die Wildbienen und die Schmetterlinge sei der Verlust des Lebensraums, so die IUCN. Sie brauchten blumenreiche Wiesen, die möglichst naturbelassen sind. 

«Stickstoffablagerungen aus Düngemitteln und der weit verbreitete Einsatz von Pestiziden, darunter Herbizide, die die Blumenvielfalt verringern, wirken sich negativ auf viele Bestäuber aus», erläutert die IUCN.

Sorge um Hummeln 

In der Gruppe der Hummeln seien inzwischen 20 Prozent der untersuchten Arten gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Dies entspricht den Stufen 3,4 und 5 auf der achtstufigen Skala, die die IUCN für die Beurteilung von Arten benutzt. In der untersten Stufe liegen nicht genügend Daten vor, die sieben Stufen darüber reichen von «nicht gefährdet» bis «ausgestorben». Bei den Hummeln sind 15 Arten betroffen, die nach IUCN-Angaben etwa Erbsen, Bohnen, Erdnüsse und Kleeblätter, bestäuben.

Die IUCN fordert Regierungen auf, dringende Schutzmaßnahmen und die Wiederherstellung der Bestände voranzutreiben.


Bildnachweis: © Silas Stein/dpa
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