Im Fall der vor 18 Jahren verschwundenen Madeleine McCann soll eine weitere Suchaktion in Portugal neue Erkenntnisse bringen. Die am Montag gestartete Suche sei von den deutschen Behörden beantragt worden und werde bis Freitag im Bezirk Lagos im Süden des Landes stattfinden, teilte die portugiesische Kriminalpolizei mit. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilte auf Anfrage mit, im Rahmen der Ermittlungen im Fall Maddie fänden «gegenwärtig strafprozessuale Maßnahmen in Portugal» statt. Das ist noch unklar. Nähere Informationen zu den Hintergründen der Maßnahmen in Portugal würden derzeit nicht herausgegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. In dem beschaulichen Badeort an der Algarve war Madeleine am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage verschwunden, während ihre Eltern in einem Restaurant essen waren. Die Ermittler vermuten, dass das Mädchen entführt und ermordet wurde. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Braunschweig werden die Maßnahmen von den portugiesischen Strafverfolgungsbehörden mit Unterstützung durch Beamte des Bundeskriminalamts umgesetzt. Laut CNN Portugal soll auch ein Haus durchsucht werden, in dem der deutsche Verdächtige Christian B., ein mehrmals vorbestrafter Sexualstraftäter, Anfang der 2000er Jahre gelebt haben soll. Die britische «Sun» schrieb, auch die Metropolitan Police (MPS) in Großbritannien wisse von den Durchsuchungen. Die MPS sei bei der Suche nicht anwesend, man werde die internationalen Kollegen aber bei Bedarf unterstützen, zitierte das Blatt einen Sprecher. Auf den Tag genau heute vor fünf Jahren hatten das BKA und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekanntgegeben, dass sie im Fall Maddie gegen einen mehrmals vorbestraften Sexualstraftäter wegen des Verdachts des Mordes ermitteln: den mittlerweile 48 Jahre alten Christian B., gebürtig aus Würzburg. Derzeit sitzt der Mann in Deutschland eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer damals 72-jährigen US-Amerikanerin in Praia da Luz ab – dem Ort, in dem Madeleine verschwand. Bislang gibt es jedoch keine Anklage gegen ihn im Fall Madeleine McCann und es gilt die Unschuldsvermutung. Nach derzeitigem Stand ist Christian B. spätestens Anfang 2026 ein freier Mann. Bis September verbüßt er noch die Haftstrafe wegen der Vergewaltigung der US-Amerikanerin. Anschließend muss er laut Staatsanwaltschaft eine Ersatzfreiheitsstrafe bis zum 6. Januar 2026 absitzen, sollte er nicht 1.446 Euro zahlen. Im März wurde zudem bekannt, dass B. einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft gestellt hat. Zuvor war er im Oktober 2024 in einem Prozess um drei Vergewaltigungen und zwei Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch freigesprochen worden. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Zum 18. Jahrestag von Maddies Verschwinden betonte ihre Familie Anfang Mai erneut ihre Entschlossenheit, nichts unversucht zu lassen. «Egal, wie nah oder fern sie ist, sie ist weiterhin jeden Tag bei uns, aber ganz besonders an ihrem Ehrentag», zitierte die BBC aus einem Statement der Familie vor Madeleines 22. Geburtstag am 12. Mai. Die letzte Suchaktion im Fall Maddie war vor zwei Jahren ebenfalls auf Bitten der deutschen Behörden erfolgt, denn die portugiesische Justiz hat den Fall schon vor vielen Jahren zu den Akten gelegt. Auf TV-Bildern war damals, im Mai 2023, zu sehen, wie Beamte mit Unterstützung von Spürhunden den Uferbereich des Stausees Arade nahe der Gemeinde Silves durchkämmten. Auch Taucher wurden eingesetzt. Man sammelte Erdbodenproben zur späteren Analyse. Der erhoffte Durchbruch bei den Ermittlungen blieb jedoch aus. Nicht sehr groß – es sei denn, die Ermittler in Deutschland haben neue handfeste Hinweise, über die sie schweigen. Bereits vor der letzten Suche hatten sich die meisten von Medien befragten Experten auf der iberischen Halbinsel sehr skeptisch geäußert. Der portugiesische Kripo-Inspektor André Inácio sagte etwa im Interview von CNN Portugal, es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass nach über einem Jahrzehnt etwas Nützliches gefunden werden könne. Schon seit vielen Jahren reagieren die meisten Menschen, die man in Portugal und vor allem an der Algarve auf den Fall Maddie anspricht, achselzuckend bis brüsk. In den ersten Monaten herrschte noch viel Anteilnahme. Einige wenige äußern heute immer noch Mitleid - die meisten wollen aber nichts mehr darüber hören. Der Grund: Man hat sich nicht nur an der Algarve schon bald nach dem Verschwinden des Mädchens von den internationalen Medien ungerecht behandelt, ja stigmatisiert gefühlt. Die Region lebt vorwiegend vom Tourismus, und negative Geschichten und Ereignisse sind nicht gut fürs Geschäft. Die neue Suche wird in Lagos bei vielen Einheimischen mit Sicherheit keine Freude oder positive Erwartungen auslösen.Gibt es neue Hinweise zu Maddies Verschwinden?
Was ist zu der Suche bekannt?
Wer ist der deutsche Verdächtige?
Warum drängt die Zeit?
Was sagt Maddies Familie?
Wann war die letzte Suche am mutmaßlichen Tatort und was hat sie gebracht?
Wie groß sind die Chancen, dass der Fall noch aufgeklärt wird?
Ist den Portugiesen, die auf die Sicherheit ihres Landes stolz sind, eine Aufklärung des Falles noch wichtig?
Bildnachweis: © Luis Forra/LUSA/epa/dpa
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Neue Suche im Fall Maddie - Viele Fragen offen
In Portugal wird erneut nach Hinweisen zur vermissten Maddie gesucht – 18 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Der deutsche Verdächtige könnte bald freikommen.
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